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Damit Sie, liebe Leserin und lieber Leser Ihr persönliches Fotobuch in den Händen halten können, benötigt es viele einzelne Produktionsschritte. Grosse Drucker, laute Maschinen, scharfe Messer und eine ganz wichtige Zutat: kreative Köpfe und fleissige Hände.
Der Druck und die Bindung unserer Fotobücher passiert nämlich nicht von A bis Z vollautomatisiert. Viele Produktionsschritte sind noch heute davon abhängig, dass ein Mensch sich diesem annimmt.
Daneben produzieren wir bei Bubu nicht nur Fotobücher, sondern dürfen in unserer industriellen Produktion Grossaufträge abwickeln und in der Handbuchbinderei aufwändige Einzelaufträge verwirklichen.
Jedes Buch läuft im Produktionszyklus irgendwann einmal durch das Handwerk und das ist der Moment, wenn Rahel Scheufele, Leiterin Handwerk und Caroline Seidel, ihre Stellvertreterin, ins Spiel kommen – beide ihres Zeichens Buchbindemeisterinnen.
Wir haben den beiden einige Fragen gestellt, die Antworten erfahren Sie hier.
Liebe Rahel und Caroline, was hat Euch dazu bewogen die Ausbildung zur Buchbinderin zu machen?
Rahel: Das ist eine zu lange Geschichte, um sie hier zu erzählen… Kurzum: durch Gebet und Gottes Führung – und er hatte zu 100 % Recht :)
Caroline: Das war dann doch ganz klassisch durch ein Schulpraktikum.
Wie in vielen anderen Berufsgruppen, gibt es auch in der Buchbinderkunst Wettbewerbe, in denen sich die Besten messen. An welchen Austragungen habt Ihr im Laufe Eurer Karriere teilgenommen und welche Auszeichnung bedeuten Euch am meisten?
Rahel: Ich habe an diversen internationalen Wettbewerben teilgenommen, bei denen stets Teilnehmer aus der ganzen Welt zusammentreffen. Beispielsweise in England, USA, Frankreich und Estland. Besondere Höhepunkte waren sicherlich die beiden 1. Preise 2019 beim OpenSet-Wettbewerb in den USA und beim SoB Wettbewerb in England.
Buch Thorvald Henningsen by Hans Burkhardt, 1. Preis OpenSet-Wettbewerb USA
Caroline: Während meiner Ausbildungszeit habe ich mehrfach am internationalen Jugendleistungswettbewerb teilgenommen. Danach habe ich bei der "Designer Bookbinders International Bookbinding Competition" 2017 einen Silberpreis gewonnen und im letzten Jahr einen der drei ersten Preise beim internationalen "Scripta manent VI" Wettbewerb in Tallin. Dieser bedeutet mir denke ich am meisten, da ich bei dem Buch ein paar Techniken und Dinge ausprobiert habe, bei denen ich mir nicht sicher war, wie gut sie mir gelingen würden.
Wettbewerbsbuch für Tallin. Der estnische Titel Ist «Mine Metsa!», der deutsche «Estwald», Autor Valdur Mikita
Was sind Höhepunkte Eurer bisherigen Karriere?
Rahel: Sicher die Auszeichnung als Bestmeisterin unter 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Jahr 2015. Daneben aber auch die Preisverleihung in New York für die OpenSet Preise. Ganz oben steht für mich aber auch die gelungene Teamentwicklung und die Mitarbeiterbetreuung als Führungskraft, sowie viele erfolgreiche EFZ-QV-Absolventen.
Caroline: Zu meinen Höhepunkte zählen sicher die Wettbewerbe wie bereits erwähnt, aber auch das erfolgreiche Abschliessen der Meisterschule.
Gibt es Projekte, auch welche Ihr besonders Stolz seid?
Rahel: Ich mache grundsätzlich nur Einbände, die MIR persönlich gefallen (die Juroren sind mir da egal) – womit eigentlich alle Projekte in diese Kategorie fallen :) Aber besonders cool finde ich nach wie vor mein Meisterstück, sowie meine jüngsten Pergamenteinbände.
Spieleverpackung Triominos, Meisterstück Rahel Scheufele
Caroline: Neben dem Wettbewerbsbuch für Tallin denke ich mein Meisterstück, eine Kartonage für das Spiel Dixit, da hier doch viel Herzblut, Zeit, Nerven und Arbeit hineingeflossen sind.
Spieleverpackung Dixit, Meisterstück Caroline Seidel
Bis zum fertigen Buch benötigt es über 30 Arbeitsschritte. Welche davon sind für Euch die anspruchsvollsten, die schönsten oder auch die am wenigsten beliebten Aufgaben?
Rahel: Am anspruchsvollsten finde ich bei einem Kunsteinband die Dekorideenfindung, sowie einen Echtgoldschnitt – wohingegen ich auf das stundenlange Schmirgeln, um ein Buch zum Handschmeichler zu machen, gerne verzichten könnte. Die Lederverarbeitung und eigentlich die gesamte Einbandfertigung geniesse ich dann zumeist.
Caroline: Nicht so beliebt, aber kaum zu umgehen ist wohl das Schmirgeln. Heikel und anspruchsvoll finde ich die Buchschnittverzierung, sowie das Dekor. Mit zu meinen liebsten Arbeitsschritten gehört vermutlich das Heften und die Gestaltung.
Welches Material verarbeitest Ihr am liebsten?
Rahel: Wahrscheinlich Leder und Pergament, aber ich liebe es grundsätzlich mit allem zu experimentieren, was mir in die Finger kommt – von Eierschalen über Seegras bis zu Plexiglas – hauptsache unkonventionell.
Caroline: Leder ist eines meiner Lieblingsmaterialien, aber auch Papier ist vielseitig einsetzbar.
Inwieweit unterscheidet sich Eurer Meinung nach die heutige Buchbinderei von der Handwerkskunst von vor hunderten von Jahren?
Rahel: Grundsätzlich muss man stark zwischen den einzelnen Begriffen unterscheiden – Buchbinderei steht für die gesamte Branche, welche in Industrie und Handwerk zu unterteilen ist. Vor 100 Jahren war der Automatisierungsgrad sicherlich in beiden Bereichen noch weniger stark ausgeprägt und einige Handwerksbetriebe fertigten auch noch höhere Auflagen als heute – diese sind sicherlich nun in der Industrie angegliedert und die Anzahl an Handwerksbetrieben ist geschrumpft.
Die Handwerkskunst oder das künstlerische Gestalten am Buch ist im Grossen und Ganzen noch mit damals zu vergleichen – hier gibt und gab es immer starke regionale Unterschiede – von der Herangehensweise hat sich hier wenig geändert: auch vor 100 Jahren prägten Innovation und die vorherrschende Kunstrichtung (damals Neue Sachlichkeit) die Kunst am Buch. Die grösste Veränderung ist wohl bei den Personen festzustellen, die den Beruf ausüben: Waren es früher fast ausschliesslich Männer so findet man heute zu 80% Frauen – zumindest im Handwerk.
Caroline: Das ist meiner Meinung nach schwierig zu beantworten, denn die heutige Handwerkskunst unterscheidet sich gar nicht so viel von der damaligen. Die Buchbinderei an sich hat sich natürlich mit all den Maschinen im Laufe der Jahre schon verändert.
Was reizt Euch mehr, ein Buch von Grund auf neu zu binden oder ältere Bücher zu restaurieren und sie damit weiterhin zugänglich zu machen?
Rahel: Obwohl es eine besondere Herausforderung ist, eine alte Handschrift oder ähnliches zu restaurieren (das habe ich 3 Jahre gemacht), widme ich mich meist lieber neuen Büchern, bei denen ich auch die Gestaltung und Materialwahl beeinflussen kann.
Buch Periodic Table, Primo Levi, Ganzpergamenteinband auf schwebendem Rücken mit aufgesetzten Deckeln, 1. Preis SoB Wettbewerb in England
Caroline: Ich mache beides wirklich gern. Gelernt habe ich in einer Bibliothek, wo es hauptsächlich um die Erhaltung von (alten) Büchern ging. Aber auch die Herstellung neuer Produkte hat für mich seine Reize.
Wie siehst Ihr das, wird die Buchbinderei auch mit der fortschreitenden Digitalisierung überleben?
Rahel: Digitalisierung ist ja nicht neu – und das haptische Erlebnis ein Buch zu "lesen" begeistert gerade in der heutigen Zeit schon viele Kinder – das weiss ich bestens aus eigener Erfahrung. Seit ein paar Jahren stagniert auch der E-Book Markt und völlig losgelöst vom Massenmarkt wird es den Handbuchbinder für Spezialanfertigungen und Reparaturen meiner Meinung nach immer brauchen.
Caroline: Da das haptische Erlebnis meiner Meinung nach weiterhin oder gerade durch die Digitalisierung wieder Bedeutung hat, wird es Buchbindereien auch weiterhin geben. In welcher Form und Grösse ist dabei aber die Frage.
Rahel Scheufele, Buchbindemeisterin |
Caroline Seidel, Buchbindemeisterin |
Falls Sie sich noch weiter für die Kunst der Buchbinderei interessieren, dann legen wir Ihnen den Blogbeitrag "Zwischen Tradition und Innovation – Dem Buchbindehandwerk auf der Spur" ans Herz. Darin wird ebenfalls Rahel Scheufele begleitet und ein Einblick in unsere moderne Buchbinderei gewährt. Link: https://ruefferundrub.ch/blog/item/852-zwischen-tradition-und-innovation-dem-buchbindehandwerk-auf-der-spur